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MissetatenPolizeikommissarin Ulrike Porsch startet die Verfolgung [...] «An alle Einsatzfahrzeuge. Dringender Aufruf. Raubüberfall mit Schusswaffengebrauch in der Bankfiliale Kreuzung Mommsen- und Jahnstraße. Die Täter sind schwer bewaffnet und fahren in einem dunklen Fluchtfahrzeug mit auffälligem Heckspoiler Richtung Ring. Straßensperren an sämtlichen Kreuzungen und Ausfallstraßen errichten, Position melden und unbedingt Abstand halten. Spezialeinheit des MEK ist bereits unterwegs. Zentrale Ende.» Ein dunkelblauer Wagen schießt links aus einer Straße und rast mit quietschenden Reifen in Richtung Autobahn. Polizeioberwachtmeister Fabian Webert wirft seiner Kollegin einen erschrockenen Blick zu und deutet wortlos durch die Frontscheibe. «Ja Webert, ich habe es gesehen. Festhalten und Meldung machen», knurrt sie und packt das Lenkrad fester, bevor sie Vollgas gibt und der nagelneue A6 Avant Quattro mit S-tronic-Schaltung einen regelrechten Satz nach vorne macht. «Aber Kollegin, wir sollen doch nur ...», beginnt der junge Polizist zu erwidern, bevor sie ihn rüde unterbricht und kurz die Hand hebt. «Wissen Sie überhaupt, was das dort vorne ist?», entgegnet sie überraschend ruhig. Der Kollege schüttelt ängstlich den Kopf und hält sich verzweifelt am Türgriff fest, während die Polizeikommissarin Porsch den Audi TDI mit 3-Liter-Motor weiter beschleunigt. «Nein, nichts Besonderes. Irgendeine dieser alten Classic-Car-Kisten. So Typen mit Spoilern wollen doch nur angeben. Die schnappen die Kollegen in ....», antwortet er trotzig, bevor ihn die Kollegin erneut unterbricht. «Das ist keine gewöhnliche Classic-Car-Kiste, wie sie es so nett formuliert haben, sondern eine verdammte Rakete. Dieser Ford Turbo-Capri hat auf der Straße definitiv nichts zu suchen.» «Aber Frau Porsch ...», versucht er es erneut, diesmal mit einem deutlichen Anflug von Panik. «Schluss mit Diskussionen Webert. Wenn wir nicht dran bleiben, entwischt er uns in ein paar Minuten auf die Autobahn.» «Aber die sagten doch, dass das MEK ....» Diesmal unterbricht ihn eine Linkskurve, die seine Kollegin mit über 130 km/h nimmt. «Das MEK. Verdammt Webert. Das ist ein Rennwagen und der Fahrer kein pubertäres Weichei. Mein Porsche 935 K4 hatte damals 720 PS unter der Haube, und so ein Ford hatte mich locker abgehängt. Unser Audi hat gerade mal 245 PS», schreit sie diesmal verbissen und schafft es nur mühevoll, Anschluss zu halten. Mit Blaulicht, Sirene und quietschenden Reifen jagen sie dem Flüchtenden hinterher, der bei jeder Richtungsänderung und jedem Überholvorgang einige Meter Vorsprung dazugewinnt. «Machen Sie Meldung, Webert, sofort!», schreit sie aufgebracht und weicht im letzten Moment einem querenden Radfahrer aus. Der Kollege nickt verängstigt und greift mit der freien Hand zum Sprechfunk: «Hier Wagen P23 an Zentrale! Wir haben Sichtkontakt mit dem Fahrzeug!» «Zentrale an P23, ihre aktuelle Position.» Er schaut verunsichert zu seiner Kollegin, die nur noch Augen für den Flüchtenden hat. «Herrenstraße stadtauswärts Richtung Ring.» «Danke P23, Position halten. Das MEK übernimmt.» Webert zögert, bevor er kurz Luft holt. Er wirft erneut einen Blick auf seine Kollegin. «Negativ Zentrale. Wir haben die Verfolgung aufgenommen und bleiben in Sichtkontakt.» «Zentrale an P23. Abbruch! Die Täter sind schwer bewaffnet. Das MEK ist in wenigen Minuten vor Ort.» «Negativ Zentrale. Dann ist es zu spät. Dann sind sie auf der Autobahn.» «Zentrale an P23. Verfolgung in der Innenstadt ist zu riskant. Abbruch, das ist ein Befehl.» «Scheiß auf den Befehl», knurrt die Polizistin aufgebracht und reißt Webert das Mikro aus der Hand. «Hier P23 Porsch an Zentrale. Die Fliehenden fahren einen verdammten illegalen Rennwagen. Haben Sie verstanden? In zwei Minuten sind sie über alle Berge.» «Zentrale hat verstanden, Flucht in einem Sportwagen.» «Ignoranten, die wollen es nicht kapieren. Ein Sportwagen, dass ich nicht lache. Sagen sie denen, die sollen gefälligst sämtliche Querstraßen zum Ring abriegeln. Nur die Südlichen zum Bahnhof sollen frei bleiben. Und schalten Sie vorher auf Interkom, damit die anderen Kollegen mithören können. Ich habe einen Plan. Außerdem verwette ich einen Monatslohn, dass das Kennzeichen garantiert gefälscht oder gestohlen ist.» Webert fängt das Mikro geschickt auf und starrt sie einen kurzen Moment an, bevor er sich räuspert und ihre Anweisung an die Zentrale meldet. -¤-¤- Yannik schaut nervös in den Rückspiegel. Der Verfolger lässt nicht locker. Es sind noch über sechs Kilometer bis zu Autobahn. Eine halbe Ewigkeit in der Innenstadt. Er gibt mehr Gas und überholt gleich fünf Autos, bevor er scharf rechts abbiegt. Das laute Hupkonzert ignoriert er, ebenso die roten Ampeln. Sein Kumpel Boris scheint allmählich aus der Starre zu erwachen. «Oh verdammt, fahr gefälligst langsamer du Idiot», brummt er ärgerlich. Die ersten Worte seit dem Missgeschick mit dem Mülllaster in der Sackgasse. «Keine Chance. Wir haben die Bullen an den Hacken kleben», entgegnet er verkniffen und linst in den Rückspiegel. Nur Sekunden später erscheint wieder das Blaulicht des Polizeiautos. Erbost schlägt er auf das Lenkrad. Boris dreht sich um und entdeckt ebenfalls das Polizeiauto. «Verdammt, dann häng sie ab. Ich dachte, du wärst so ein toller Hecht mit deiner Rakete unterm Arsch», schreit er. «Sieht das nach Spazierfahrt aus?», schnappt Yannik und gibt noch mehr Gas. Die Ampel schaltet auf Rot. Drei Autos vor ihm bremsen, doch er schießt links an ihnen vorbei. Der Querverkehr setzt sich in Bewegung. Er erlebt alles in Zeitlupe, wie die Lücke immer enger wird. Die panischen Schreie von Boris sind leise im Vergleich zu dem lauten Knall, als ein Sprinter den hinteren Radkasten touchiert, die Heckscheibe in Tausende Glasstücke zerplatzt, die bis in den Fond fliegen und das Auto sich einmal um die Achse dreht. Er lenkt reflexartig dagegen und gibt erneut Vollgas. Wie oft haben seine Konkurrenten es versucht, ihn zu überholen und ihn dabei angeschoben? Nur eben auf der Rennstrecke und nicht in der Innenstadt. Die Schreie von Boris verstummen, als er die Kreuzung überwindet und die nächste Straße links abbiegt. Seinem Kumpel hat es wohl erneut die Sprache verschlagen. Die Aktion kostete ihm allerdings wertvolle Sekunden. Zum Glück ist das Auto voll funktionsfähig. Nicht zuletzt ein Dank seiner verstärkten Radkästen, die er extra für solche Fälle stundenlang zurecht geschweißt hatte. Jedoch rechnete er nicht damit, dass es nötig sein würde. Ein ruhiger Job. Rein und raus. Und ab auf die Autobahn. Scheiße, warum musste alles schief gehen? Eine Schwangere. Er sieht noch ihr schmerzverzerrtes Gesicht vor sich, als er erneut eine Vollbremsung hinlegt. Zwei Polizeiautos blockieren die nächste Kreuzung. Einfach durchbrechen? Keine Chance. Er fährt schließlich kein Stockcar. Das Auto ist noch nicht ganz zum Stillstand gekommen, als er wieder Gas gibt und in eine Seitenstraße rechts abbiegt. Sie führt in einem Bogen weg vom Ring. Momentan hat er keine andere Möglichkeit. Er hat noch nicht zu Ende gedacht, erscheinen erneut die Blaulichter hinter ihm. Der Verfolger hat mächtig aufgeholt. Kein Wunder, denn in den engen Straßen gelingt es ihm einfach nicht, das wahre Potenzial des Wagens auszuschöpfen. Geschickt überholt er ein Auto und schießt durch die Lücke. Der Entgegenkommende bremst, hupt und stellt das Auto prompt quer. Schmunzelnd beobachtet er die Szene im Rückspiegel. Doch das Lächeln gefriert ihm im Gesicht. Das Polizeiauto weicht auf den Gehweg aus und umfährt die Blockade, als wäre es ein Kinderspiel. Ein verdammt guter Fahrer, muss er neidlos anerkennen. Er hätte gerne ein paar fachmännische Worte mit ihm gewechselt. Allerdings unter anderen Umständen. -¤-¤- Sie parkt den silbergrauen Ford Mondeo in der ersten freien Lücke, die sie finden kann und verdreht die Augen, als sie Ludwigs anklagenden Blick sieht. «He, was hätte ich denn tun sollen? Mich ins Parkverbot stellen?», antwortet sie schnippisch. Ihr Kollege seufzt, öffnet wortlos das Handschuhfach und schnappt sich das Fernglas. «Ich werde nach hinten gehen und die erste Schicht übernehmen.» «Und was soll ich machen?», mault sie, obwohl sie ganz froh ist, sich nicht das Kreuz verrenken zu müssen. «Du darfst mir inzwischen erzählen, wie dein Gespräch bei der Ermittlerin verlief. Das steht noch aus. Wie hast du sie eigentlich gefunden? Und welche Geschichte hast du ihr erzählt, dass sie den Auftrag annahm?» Sie dreht den Rückspiegel, dass sie ihn besser sehen kann. «Höre ich da so etwas Kritik, Herr Kollege?» «Oh nein, ich wollte dir meine Hochachtung zollen, nichts weiter.» «Deine was? Verarschen kann ich mich selbst», knurrt sie verärgert. «Ich weiß ja nicht, wie ihr das beim Militär macht, aber wenn du es genau wissen willst, habe ich das Branchenbuch aufgeschlagen, den Finger kreisen lassen. Das war's.» «Das war's?», fragt er ernsthaft erstaunt und hebt die Augenbrauen. «Dann haben wir ja vielleicht doch Erfolg, bei dem Glückstreffer, den du gelandet hast.» «Das ist jetzt allmählich nicht mehr lustig, Ludwig», mault sie beleidigt. Er lässt das Fernglas sinken, dreht sich zu ihr um und legt ihr die Hand auf die Schulter. «Du weißt es also wirklich nicht? Ich dachte ernsthaft, du willst mich herausfordern, oder zumindest veralbern und nicht umgekehrt.» «Sag mir, was du weißt oder lass mich dumm sterben. In jedem Fall will ich, dass wir das Thema beenden.» «Okay, deine Eleonore Klinger ist 41 Jahre alt, hat im Dezember Geburtstag, Größe 1,78 m, Augenfarbe blau, ursprüngliche Haarfarbe schwarz ...» «Hey, das ist nicht "meine" Eleonore Klinger. Sie stellte sich mir übrigens als Elli Klinger vor», unterbricht sie ihn. «Außerdem saß ich ihr eine ganze Zeit lang gegenüber und weiß deshalb sehr gut, wie sie aussieht.» «... und bisher ledig», setzt er fort, ohne sich beirren zu lassen. «Sie hat noch eine Mutter. Der Vater ist bereits vor einigen Jahren verstorben. Ihre zwei Jahre ältere Schwester Rebecca ist mit einem gewissen Holger Bachhaus verheiratet. Sie hat eine volljährige Nichte Lucy Bachhaus, die Frau Klinger sehr ähnelt, wie ich festgestellt habe.» «Ja und? Eine ganz gewöhnliche Familie eben. Was ist jetzt das Besondere, Herr Neunmalklug?», unterbricht sie ihn erneut, doch der Oberst lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und übergeht ihren Einwand geflissentlich. «Sie fährt einen alten Mini Cooper und besitzt einen gültigen Waffenschein für eine Walther PPK und gilt als außergewöhnlich treffsicher. Im Rahmen ihrer Fälle hat sie das Talent mehrmals unter Beweis gestellt. Letztmalig in der Rolle einer Kunstschützin, als sie undercover für einen Zirkus namens Amborettini arbeitete.» «Eine waffengeile alte Jungfer also. Hat vermutlich ihr Schießeisen als Dildoersatz, weil kein Kerl was mit ihr zu tun haben will. Na toll. Hätte ich doch mal den Finger wo anders hin ....» «Zum Glück hast du das nicht getan. Wenn du mich nicht ständig unterbrechen würdest, könnte ich noch anfügen, dass sie im Rahmen ihrer Tätigkeit nicht nur entlaufende Katzen einsammelt, untreue Ehegatten observiert und verschwundene Erben aufspürt. Sie unterstützte die Polizei mehrmals tatkräftig bei diversen Ermittlungen. Unter anderem brachte sie mehrere große Drogendealer, einige Serienkiller und korrupte Beamte zur Strecke. Es existieren sogar Pressemeldungen. Sie wurde deshalb vor einiger Zeit nicht nur zur Ehrenbürgerin der Stadt ernannt, sondern erhielt darüber hinaus das Bundesverdienstkreuz, was jedoch auf eigenen Wunsch nicht publiziert wurde.» Für einen kurzen Moment herrscht Stille, bevor Bianca herzhaft loslacht. «Das war nun aber auch für dich eine Nummer zu dick aufgetragen, lieber Oberst Wimmer. Ich stehe auf deinen erfrischenden Humor. Glaube mir, ich saß der Frau gegenüber. Sie wirkte vielleicht ein bisschen tougher, als üblich, aber weiß Gott nicht wie Superwoman.» Er schüttelt wortlos den Kopf und widmet sich wieder der Observierung. Diesmal herrscht länger Schweigen, bevor sie sich zu ihm umdreht. «Das war wirklich dein Ernst, Ludwig?» «Machte ich in solchen Angelegenheiten bisher Scherze?» Als sie nicht sofort antwortet, fügt er noch an: «Na also. Außerdem würde ich sie nicht als waffengeile Jungfer bezeichnen. Wie ich in Erfahrung bringen konnte, hat sie bei einem inoffiziellen Wettschießen gegen die Polizei gewonnen und einem Kriminalbeamten im Einsatz das Leben gerettet. Wobei Letzteres nie in einem offiziellen Bericht erwähnt wird, weil der Schuss aus der Ersatzwaffe eines gewissen KHK Nimrod erfolgte. Sie selbst wurde übrigens ebenfalls vor ein paar Jahren bei einem Schusswechsel verletzt. Ein vietnamesischer Drogenboss hat sie mit einer MP5 angeschossen.» «Okay, du hast gewonnen», hebt sie die Hände und verbeugt sich. «Ich glaube dir. Asche auf mein Haupt.» Ohne ihr zu antworten, wechselt er abrupt das Thema und berichtet nüchtern: «Die Ermittlerin nimmt den Weg durch das Reisebüro. Geschicktes Manöver sage ich nur.» «Ja, ja mit Manövern kennst du dich schließlich bestens aus», ätzt sie grummelnd. Wimmer bleibt ihr auch diesmal eine Antwort schuldig. Der anfängliche Ärger und Spott in ihrer Stimme ist allerdings einer gewissen Resignation gewichen. Das kann er deutlich heraushören. Warum kam seine Kollegin bisher nie auf den Gedanken, dass er auch über sie ein umfangreiches Dossier vorliegen hat? Weiß sie es nicht? Oder weiß sie es und will es nicht wissen, dass und vor allem, was er weiß? Seufzend dreht er am Rad für die Schärfeeinstellung. «Zielperson betritt durch den Vordereingang das Hotel. Er meldet sich bei der Rezeption. Man händigt ihm eine Schlüsselkarte aus.» «Also hat er sich ein Hotelzimmer gemietet?», fragt seine Kollegin erstaunt. «Ich dachte, er sei so abgebrannt.» «Dem ist auch so. Deshalb dürfen wir davon ausgehen, dass es jemand anderes für ihn gebucht hat.» «Du meinst doch nicht ...?» Sie beendet den Satz nicht, sieht ihn im Rückspiegel jedoch nicken. Plötzlich hören sie ein lautes Knacken. Der auf Stand-by gestellte Polizeifunk erwacht lautstark zum Leben: «An alle Einsatzfahrzeuge. Dringender Aufruf. Raubüberfall mit Schusswaffengebrauch in der Bankfiliale Kreuzung Mommsen- und Jahnstraße. Die Täter sind schwer bewaffnet und fahren in einem dunklen Fluchtfahrzeug mit auffälligem Heckspoiler Richtung Ring ....» Bianca dreht reflexartig leiser. «Na das ist doch mal eine Abwechslung. Und da dachte ich, hier geschieht nie was Spannendes», kichert sie. «Heute ist es nicht unsere Baustelle», bemerkt er nüchtern. «Die Zielperson bekommt soeben Gesellschaft. Eine Frau, circa 1,80 m groß, knöchellanger beigefarbener Steppmantel, schwarze Stiefel, Mütze, roter Schal, Sonnenbrille.» «Du hast den Hello-Kitti-Rucksack vergessen, Ludwig», ergänzt sie und erntet einen strengen Blick. «Ist ja schon gut», hebt sie erneut entschuldigend die Hände. «Ich weiß selbst, dass die Frau wie ein schlecht verkleideter B-Promi wirken mag. Deshalb frage ich mich gerade ernsthaft, warum. Sie führt übrigens einen schwarzen Aktenkoffer mit sich.» Der Polizeifunk schaltet erneut auf hohe Lautstärke. «Mist, jemand muss die Interkom-Funktion für Notfälle verwenden», brummt sie genervt und dreht leiser. Eine aufgebrachte weibliche Stimme meldet sich: «Hier P23 Porsch an Zentrale. Die Fliehenden fahren einen verdammten illegalen Rennwagen. Haben Sie verstanden? In zwei Minuten sind sie über alle Berge.» Eine emotionslose männliche Stimme antwortet: «Zentrale hat verstanden, Flucht in einem Sportwagen.» Erneut regelt die BKA-Beamtin den Ton leiser. «Jede Wette, dass die Räuber den Bauerntrampeln hier durch die Lappen gehen?», bemerkt sie spöttisch.Diesmal ist eine andere männliche Stimme zu vernehmen. Ein Polizist namens Webert. Sie verfolgen den Funkverkehr schweigend. «Oh, die Zielperson betritt mit der Frau den Aufzug. Und Frau Klinger folgt ihnen zu Fuß über die Treppe.» «Die hat genauso wenig Erfolg, wie die Streifenhörnchen mit den Bankräubern. Gegen einen Rennwagen haben die hier in der Innenstadt null Chancen. Ich wette 20 Mäuse, dass die ihnen eine lange Nase drehen und entkommen.» «Und ich halte 50 € dagegen, wenn du möchtest», entgegnet er seelenruhig und nimmt eine bequemere Haltung ein. «Ich denke, wir haben ein paar Minuten Ruhe», wechselt er wieder ansatzlos das Thema. «Du wettest satte 50 € dagegen? Nein, nein, Herr Wimmer. Mich vorzuführen gelingt dir nicht zweimal an einem Tag. Oder willst du jetzt auch noch behaupten, dass du hierüber ebenfalls die passende Vita in deinem schlauen Spielzeug vorliegen hat?» Er grinst schweigend. Sie zuckt die Schultern, dreht sich zu ihm und reicht ihm die Hand. «Gut, 50 Mücken, dass die Räuber entkommen.» Wimmer schlägt ein, schließt die Augen und lehnt sich genüsslich in den Sitz zurück. «Jetzt mach es nicht so spannend, Ludwig. Ich werde schon nicht kneifen. Also was geht ab?» Er lässt sie einige Sekunden schmoren, bevor er antwortet. «Der Streifenwagen P23 wird von einer gewissen Ulrike Porsch gefahren. Angesichts der genannten PS-Zahlen tippe ich auf einen gut motorisierten Audi A6 Avant. Das Revier bekam vor Kurzem fünf Fahrzeuge zum Testen ausgehändigt. Nun, und unsere Bankräuber sind mir einem der vermutlich letzten legendären Super-Capris unterwegs und ...» «Na da hast du es», stößt sie überschwänglich aus und klatscht in die Hände. «Ein echter Rennwagen gegen einen Audi. Keine Chance für die Streife.» «Ich habe da eine Frage, liebe Frau Kollegin. Interessierst du dich zufällig für Autorennen?» «Nein, bestimmt nicht», entgegnet sie abfällig. «Das muss ein Männerding sein. Überall nur Motorlärm, Dreck, Abgas- und Benzingestank und halb nackte Tussis. Das ist absolut nicht mein Ding.» «Schade, denn dann wüsstest du vielleicht, dass erstens ein Super-Capri nicht für die Innenstadt konzipiert wurde. Auf der Rennstrecke gab es jedoch eine Zeit, wo er reihenweise Erfolge einfuhr. Und zweitens wäre dir vermutlich der Name Porsch schon einmal begegnet. Es gibt nämlich nicht sehr viele Frauen in diesem knallharten Geschäft, die in ihrer Freizeit als blutiger Amateur beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans oder bei unzähligen Cross-Rennen teilnehmen. Und zwar mit durchaus achtenswertem Erfolg.» «Du willst mir allen Ernstes weismachen, dass da eine Rennfahrerin in Uniform hinter dem Steuer sitzt?» Sie sieht, wie er die Schultern zuckt, sich wegdreht und wieder auf den Rücksitz kniet. «Dachte ich es mir doch», murmelt er leise. Lauter berichtet er: «Die Klinger ist zurückgekehrt und sitzt in der Lobby. Der Aufzug öffnet sich. Die Zielperson steigt alleine aus.» «Was jetzt schon? Das ging aber schnell», antwortet sie. «Das finde ich auch», meint er und beobachtet konzentriert weiter. Im Hintergrund verfolgen sie den Polizeifunk. Die Meldungen überschlagen sich. Bisher wurden wenigstens keine Zwischenfälle mit Zivilpersonen gemeldet. «Übrigens, falls ich gewinnen sollte, lade ich dich zum Abendessen ein, sobald wir den Fall abgeschlossen haben. Du darfst dir selbstverständlich das Restaurant aussuchen.» «Großer Fehler, lieber Ludwig, auch wenn ich mich natürlich artig für das großzügige Angebot bedanke», kichert sie. «Es könnte aber teuer werden.» «Ach liebe Bianca, das Risiko gehe ich gerne ein», antwortet er zuckersüß, sodass beide lachen müssen. [...] |