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Veränderungen 2Ich besuche meine Freundin Bettina im Café... Als ich auf dem Fahrrad das übliche Tempo anschlage und dabei gehörig in die Pedale trete, bin ich froh, unter der Jeansjacke auch ein Sweatshirt zu tragen. Es ist eben fast Winter, trotz des trügerischen Sonnenscheins. Wenigstens haben die Tage in Thailand, mir eine gewisse Zeit lang, den Sommer zurückgebracht. Obwohl es bereits kurz vor 10:00 Uhr ist, herrscht für einen Samstag erstaunlich wenig Verkehr auf den Straßen. Schon nach wenigen Minuten erreiche ich das Café und kette das Fahrrad an einen Lichtmast. Für einen kurzen Moment zögere ich, den Griff der Eingangstür herunter zu drücken, weil ich Bettina hinter der Theke entdecke. Sie sieht mich sofort, winkt freudestrahlend und nimmt mir jede weitere Entscheidung ab, als sie auf mich zueilt. Wir fallen uns in die Arme und sie lenkt ihre Lippen gerade noch von meinem Mund auf die Wange. «Hallo Elli. Ich freue mich so sehr, dich wieder zu sehen.» Meine Hände umschließen fest ihre Finger. Ich spüre das leichte Zittern. Nach unserer letzten gemeinsamen Nacht ist mir schmerzlich klar geworden, dass sich Bettina in mich verliebt hat. Dass es für sie persönlich weit mehr bedeutet, als eine lose Zusammenkunft. Auch wenn es womöglich nicht in ihrer Absicht lag. Doch es ist passiert. Solche Gefühle kann ich leider nicht völlig erwidern, was ich ihr auch gesagt habe. Trotzdem bedeutet mir unser besonderes Verhältnis sehr viel. Ich seufze innerlich, als ich ihren hoffnungsvollen Blick sehe, weil mir nun eine schwere Aufgabe bevorsteht: Wie sage ich es Jörg? Nun gut, Bettina kenne ich schon seit Jahren und ihn erst seit wenigen Wochen, wenn man von den 25 Jahren Pause absieht, in denen wir uns, seit der Schulzeit nicht gesehen haben. Im Urlaub haben wir die große Lücke mit unzähligen Geschichten gefüllt, die uns gerade in den Sinn kamen. Dabei habe ich in Jörg vieles gefunden, was mir in den letzten Jahren gefehlt hat. Er ergänzt mich in vielerlei Hinsicht. Wir können uns stundenlang unterhalten, tiefgründig diskutieren, gemeinsam lachen und miteinander schlafen bis zur Erschöpfung. Natürlich liebäugle ich mit der Vorstellung endlich den Mann fürs Leben gefunden zu haben. Da ich die 40 überschritten habe, bilde ich mir zumindest ein, dass sich meine Chancen mit jedem weiteren Jahr als Single nicht unbedingt verbessern werden. Und ich kann mir zumindest in einer Hinsicht sicher sein, dass er mich wirklich liebt, auch wenn ich noch nicht genau weiß, wie das nach dieser langen Zeit dazwischen überhaupt möglich ist. Aber genügen die wenigen Wochen unserer Zweisamkeit schon, um ernsthafte Pläne für eine gemeinsame Zukunft zu schmieden? Ich muss der Beziehung einfach mehr Zeit geben. Ich muss es langsamer angehen lassen. Geduld. Ich seufze leise. Geduld ist wirklich mein Problem. Vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass wir uns nun für zwei Wochen nicht sehen werden. Ich muss meine Gefühle ordnen und entscheiden, von welchen Leichen im Keller ich ihm zuerst erzähle. Bettina hat sich wieder etwas beruhigt und as Zittern aufgehört. Sie hat meinen inneren Monolog aufmerksam schweigend verfolgt, dessen bin ich mir gewiss. Dazu kennt sie mich einfach viel zu gut und weiß genau, was in mir vorgeht. Ein Umstand, den ich zeitweise auch sehr genieße. «Ich habe mich noch gar nicht dafür bedankt, dass du beim Kofferpacken geholfen hast», grinse ich und zwinkere ihr zu. «Sei mir bitte nicht böse.» Bettina senkt betreten den Blick. «Lucy hat mich einfach überrumpelt, als sie mir von ihrer Idee erzählt hat. Na ja, eigentlich war es die Idee von Jörg. Und als sie mir auch noch erzählte, dass sie über uns Bescheid weiß, hat sie mich gänzlich auf dem falschen Fuß erwischt. Ich wusste nicht, dass du ihr das mit uns ....» Ihre Stimme stockt. «Keine Angst», flüstere ich leise. «Außer Lucy weiß bisher niemand etwas über unser Verhältnis. Und sie wird mit Sicherheit schweigen.» Bettina lächelt erleichtert. Im Stillen verpasse ich mir eine Ohrfeige, dass ich ihr nur die halbe Wahrheit gesagt habe. Gernot weiß es ebenso. Aber das geht niemanden etwas an. Auch nicht sie. «Zuerst dachte ich, ich sehe Gespenster und du würdest vor mir stehen, als sie an meiner Tür läutete. Ich habe sie schon so lange nicht mehr gesehen. Ihr seid euch inzwischen so ähnlich, die breiten Wangenknochen, die Augen und sogar die sinnlichen Lippen. Sie ist dir wie aus dem Gesicht geschnitten. Von der traumhaften Figur ganz zu schweigen.» Bettina verdreht schwärmerisch die Augen. «Ich bin aber fünf Zentimeter größer als sie», lache ich und bringe auch Bettina zum Lachen. «Außerdem ist sie genauso eifersüchtig wie ich», füge ich rasch hinzu. «Schon klar, ich hab verstanden», schmollt sie spielerisch. «Ich werde mich zurückhalten, versprochen.» «Braves Kind.» Ich tätschle ihr die Hand und greife in meinen kleinen Rucksack. «Was bin ich dir schuldig?» «Nichts. Das ist mein kleines Willkommensgeschenk.» «Bettina, das will ich nicht. Du kannst mir doch nicht ständig alles schenken.» Es herrscht für einen Moment Schweigen. «Schon gut», seufze ich resigniert, als ich das enttäuschte Gesicht sehe. «Dann geht das nächste Essen aber auf mich. Und keine Widerrede, okay?» Bettina nickt, grinst und erhebt sich vom Stuhl. Ich sehe, dass ihr etwas auf der Zunge liegt und ich kann mir ziemlich genau ausmalen, was es ist. Als ich mich ebenfalls erhebe, kneife ich ihr unauffällig in den Po und raune ihr leise zu: «Dabei können wir uns dann gerne wieder ausführlich unterhalten, von Frau zu Frau.» Sie vergewissert sich, dass uns niemand beobachtet, dreht blitzschnell den Kopf, drückt mir verstohlen einen Kuss auf den Mund und stöhnt: «Ich kann es kaum erwarten.» «Das weiß ich. Ich auch.» «Rufst du mich die nächsten Tage an?» «Ja, aber es könnte wieder spät werden, wie beim letzten Mal. Ich habe keine Ahnung, welche Aufträge mich im Büro erwarten und wie mich Gernot in Beschlag nehmen wird.» «Bei ihm hat eine Bedienung gekündigt, habe ich gehört. Und es soll nicht ganz freiwillig geschehen sein?» «Stimmt», grinse ich. «Dazu kann ich dir sogar eine kleine, feine Geschichte verraten. Aber er hat auch schon adäquaten Ersatz gefunden. Die Story dazu kann ich dir ebenfalls bei Gelegenheit erzählen.» «So viele Geschichten willst du mir erzählen?», seufzt Bettina bühnenmäßig. «Bleibt da überhaupt noch Zeit für andere Dinge?» Ich lache und schüttle den Kopf. «Ich fasse mich kurz, versprochen. Aber wenn du die Gründe erfährst, wirst du vielleicht sogar Gefallen daran finden.» «So heiß?», grinst sie. «Noch viel heißer», entgegne ich und winke ihr zum Abschied kurz zu. «Ich kann es kaum erwarten, Tschüss.» «Tschüss.» Bettina hat es geschafft, meine trüben Gedanken zu zerstreuen... |