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Kleine Nettigkeiten 2Klaus Nimrod, Kriminalhauptkommissar und Ellis bester Freund kämpft beruflich und privat mit Problemen... Irgendwie hat er es bereits befürchtet, was ihn daheim erwartet, wenn er erst weit nach Mitternacht eintrifft. Als ob er gerne freiwillig bis in die Nacht hinein arbeiten würde, aber gerade in dieser Woche ist die Hölle los. Schon wieder ein Toter und unter ähnlichen Umständen wie bei den letzten Malen. Er scheint im Augenblick ein Bandenkrieg zu toben, was auch einer ihrer Informanten verlauten lies. Eigentlich könnte er froh sein, dass sich diese Banden selbst bekriegen und den Gerichten damit so manches Verfahren ersparen. Doch das ist ein Trugschluss. Ganz im Gegenteil. Die zunehmende Gewalt zeigt ihm, wie sehr die einzelnen Gruppierungen zwischenzeitlich überall ihre Finger im Spiel haben, egal ob bei Glücksspiel, Prostitution, Menschenhandel oder Drogen. Straff organisiert vom Gefängnis bis auf die Straße und verschworen und verschwiegen bis ins Grab. Das sind ihre Stärken. Und sie haben aufgerüstet, verwenden inzwischen automatische Waffen. Keine Schlagringe und Messer, wie früher. Ihr jüngstes Opfer, das sie unten am Fluss in der Nähe einer alten Fabrik gefunden haben, wurde regelrecht durchsiebt wie ein Schweizer käse, vermutlich von einer Uzi dem Kaliber nach. Deshalb ist Ruhe das, was er sich am sehnlichsten von allem wünscht, bevor er sich morgen - eigentlich ist es längst heute - wieder damit herum schlagen muss. Warum will Vanessa das nicht verstehen? Seine Hoffnung, dass sie bereits schlafen würde, erfüllt sich nur bedingt. An der Garderobe in der kleinen Diele versucht er, sich lautlos auszuziehen, und schleicht nur noch mit der Unterhose bekleidet, ohne das Licht einzuschalten, ins Schlafzimmer. Doch er kommt nicht mehr dazu, sich unentdeckt unter die Zudecke zu flüchten. Das Licht der Nachttischlampe blendet ihn. Er muss blinzeln und starrt einen Augenblick, wie hypnotisiert auf die Glühbirne bevor die Katastrophe lautstark über ihn hereinbricht. Er wirft das Bettzeug auf das Sofa im Wohnzimmer und läuft in die Küche. Wenigstens findet er dort ein Bier im Kühlschrank, das er gleich aus der Flasche trinkt. Auf dem Weg zum Sofa stoppt er an der Minibar. Die Karaffe mit dem Brandy funkelt verlockend, aber Alkohol ist keine Lösung. Er würde es nur am nächsten Morgen bereuen. In wenigen Zügen leert er die Flasche und holt das Handy aus der Jackentasche. Es wird ihn rechtzeitig wecken. Das Frühstück kann noch einmal heikel werden, aber er rechnet damit, dass Vanessa nach der Nummer, die sie eben abgezogen hat, erst gegen Mittag aus den Federn kommen wird. So verhielt es sich wenigstens die letzten Male. Aber er ist sich auch im Klaren, dass es so nicht weiter gehen kann. Nicht zum ersten Mal kommt ihn sein Häuschen in der Kleingartensiedlung in den Sinn. Dort unten am Fluss hätte er Ruhe, könnte ungestört kommen und gehen zu jeder Tages- und Nachtzeit. Und jetzt im Sommer wäre es sicherlich angenehm kühl. Ganz anders in der überhitzen Stadtwohnung, wo selbst bei sperrangelweit geöffneten Fenstern kaum eine erfrischende Brise zu spüren ist. Was würde Vanessa sagen, wenn er gar nicht nach Hause käme? Würde sie es überhaupt bemerken? Ihm eine noch größere Szene machen, als bisher? Nein, das will er sich gar nicht erst ausmalen. Es bleibt eine Option, aber nur für den Notfall. Das Ärgerliche an der Sache ist nur, dass er sich sogar gefreut hat, endlich heimzukommen, um diesen grässlichen Tag hinter sich zu lassen. Hätte sie ihm nur ein wenig Zeit gelassen, sich an ihn gekuschelt und ihm eine Chance gegeben, ihr sexy Outfit gebührend zu würdigen. Er ist sicher, dass er ihr nicht hätte widerstehen können. Aber so? Es dauert noch eine ganze Weile, bis das Bier allmählich Wirkung zeigt und das Gedankenkarussell nachlässt. Es muss sich etwas ändern. Das ist ihm völlig klar. Ein bisschen kann er seine Frau sogar verstehen. Aber gerade dann wenn sie Zeit füreinander hätten, was zugegeben nicht häufig vorkommt, zeigt sie wiederum keinerlei Interesse. Ein mieses Timing, keine Frage. Mit diesem Gedanken in seinem Kopf gleitet er in einen unruhigen Schlaf. Diesmal ist es der junge Mann, der ihn quält. Der völlig von Kugeln zerfetzte Bauch und das unfassbar viele Blut. Er kann sich einfach nicht an solche Anblicke gewöhnen und er will es auch nicht. Nicht einmal in seinen Träumen. |