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PrologEin Auszug aus dem Prolog. Bizarr, was sich manche einfallen lassen... Für Anfang Dezember ist es überraschend warm und sonnig. Es hat bereits 17 °C und das schon am Vormittag, was die Vorfreude auf weiße Weihnacht in weite Ferne rücken lässt. Enrico hat ein billiges Hotel direkt an der Stadtgrenze gewählt, etwas abseits der breiten Einfallstraße, die nördlicher verläuft. Seitdem die sechsspurige Umgehungsstraße gebaut wurde, rollt deutlich weniger Verkehr über die alte, vierspurige Bundesstraße in die Stadt. Meist sind es morgens und abends Pendler oder große LKWs, welche die nahegelegenen Einkaufszentren mit ihren Waren beliefern. Katja hat die Beine leicht angewinkelt und ihren Oberkörper nach vorne gebeugt. [..] Sie hält eine Zigarette in der anderen Hand, nicht weil sie raucht, sondern weil er es so wollte. Es ist windstill. Ein dünner Rauchfaden steigt in die Höhe und kitzelt sie in der Nase. Sie versucht immer wieder, den Rauch vorsichtig wegzupusten, so, dass er es nicht bemerkt. Bereits seit einer Stunde verharrt sie nahezu regungslos auf der Fensterbank im dritten Stock des Hotels [..] Obwohl sie in der prallen Morgensonne sitzt und ihre helle Haut glänzt, weil er sie extra vorher mit Öl eingerieben hat, fröstelt sie. Selbst die dünne Fleece-Decke unter dem Po schafft kaum Abhilfe. Der Vorhang ist zugezogen, sodass man nicht ins Zimmer sehen kann, man sie jedoch umso besser sieht - von unten, von der Straße und der Tankstelle gegenüber. Die Gardine öffnet sich einen Spalt. Sie schaut hoch und erkennt sein Gesicht mit dem Dreitagebart. Er streckt ihr die Hand entgegen und streicht zärtlich über ihre Wange. Heute ist er gnädig und gibt sich mit exakt 120 Minuten zufrieden. Er will nicht, dass sie sich erkältet. Auch wenn er ihr einiges abverlangt, ist er stets um ihr körperliches Wohl besorgt. Sie kann jedoch noch immer nicht verstehen, was ihn eigentlich dazu bringt, diese Dinge von ihr zu verlangen [..] Nur manchmal, wenn sie richtig in Stimmung ist, weil er vielleicht vorher mit ihr geschlafen hat, was immer seltener geschieht, kann sie ein leichtes Prickeln der Erregung spüren. Dies ist jedoch meist nur von kurzer Dauer, denn nachdem es passiert ist, folgt die Qual. [..] Er hat es ihr schon mehrmals erklärt, ihr haarklein seine Beweggründe geschildert und Details ausgeschmückt, doch sie will es noch immer nicht kapieren. Warum denkt er nur, er sei nicht gut genug für sie? Er wäre kein richtiger Mann und deshalb habe er es sich zur Aufgabe gemacht, sie für andere zur Schau zu stellen und für sie zu sorgen. Was soll dieser Blödsinn? Sie kann es nicht begreifen. [..] Mehrmals hat sie versucht, es ihm zu sagen. Er hingegen schüttelte nur abfällig den Kopf und bat sie zu schweigen. Fünfmal die Woche, mindestens, manchmal für eine gewisse Zeit auch täglich. Enrico kann es sich leisten, hat geerbt und will sein Leben genießen, mit ihr und seinen Neigungen. Er lässt sich dazu ständig neue Szenarien und Orte einfallen. Ihr ist schleierhaft, woher er diese vielen Männer und Frauen nur nimmt. [..] Dabei ist er nicht einmal günstig, verlangt saftige Preise. [..] Wenn es vorüber ist, benimmt er sich wie ein kleines Kind. Ist aufgeregt und zelebriert das, was folgt mit akribischer Präzision. Alles wird gefilmt, sämtliche Details. Er kann sich kaum daran satt sehen [..] Die Orte sind stets verschieden, draußen im Freien, im Wald, an einem See, an der Straße oder in irgendeiner Stadt, im Hotel, im Park, einer Unterführung oder einem x-beliebigen dreckigen Hinterhof. Bisher wurden sie nur zweimal von der Polizei angehalten, weil sich Passanten belästigt fühlten. Doch Enrico regelte die Angelegenheiten jedes Mal auf wundersame Weise und dazu noch innerhalb kürzester Zeit. Ob er ihnen wohl spezielle Angebote unterbreitet, so wie einigen ausgewählten Anderen und sie deshalb eine Anzeige unter den Tisch fallen lassen? Morgen ist es wieder so weit. Er hat bereits gestern alles geregelt und ihr die Details erläutert. Diesmal ist es ein Ehepaar in den 50ern, gut situiert, gepflegt, gebildet und sehr interessiert. Sie bringen ein jüngeres befreundetes Pärchen mit, greifen dafür tief in die Tasche, obwohl sie genau weiß, dass es ihm nicht ums Geld geht. Das gehört eben zu seinen Prinzipien, denn eine Leistung, die nichts kostet, ist auch nichts wert, so seine Ansicht. Ihre Gedanken schweifen ab. Sie hört wieder Pfiffe von unten, von der Tankstelle. Nur aus den Augenwinkeln erkennt sie zwei jüngere Männer, die auf sie deuten. Ihren Kopf darf sie nicht drehen, sie soll still sitzen, so lange sie kann. Die Zigarette in ihrer Hand verlischt. Gleich wird er ihr wieder eine Frische geben. Die Wievielte ist es? Sie hat nicht mitgezählt. Die Gänsehaut hat nachgelassen. Sie spürt die Strahlen der spätherbstlichen Sonne nun seit einigen Minuten deutlicher auf der Haut. Nur ein bisschen Wärme, doch sie genügt, dass sie nicht länger frieren muss. Morgen. Sie weiß nicht genau, was sie erwartet. Auch das gehört zu seinem Spiel. [..] Sie wird sich wohl nie daran gewöhnen, was er von ihr verlangt. Doch sie hat sich damit abgefunden, und ertränkt ihre Zweifel und Ängste in Luxus. Sie hört leises Klopfen und Stimmen. Der Vorhang ist nur einen schmalen Spalt geöffnet, doch es genügt, dass sie den Spiegel neben dem Bett im Blick hat. Ein Hotelangestellter, ziemlich groß gewachsen und schlank. Er trägt eine Dienstkleidung mit einer Kopfbedeckung, wie einst Pagen. Auf dem keinen Servierwagen steht ein Sektkühler mit weißem Tuch. Der Mann reicht Enrico eine Flasche und bietet an, sie zu öffnen. Sie sieht nur die langen schlanken Finger an der Flasche, kann das Gesicht nicht erkennen, weil er einen Schritt zurückgetreten ist. Er nickt, lässt dem Mann die Flasche öffnen. Sie hört ein leises Plopp. Enrico gibt ihm einige Scheine Trinkgeld und schickt ihn fort. Sie sieht im Spiegel, wie sich die Zimmertür wieder schließt und er zwei Gläser Sekt einschenkt. Es werden wohl nur noch wenige Minuten sein, bis er sie erlöst. Heute gibt es Sekt, manchmal auch nur ein Bier, ein Glas Wein oder Pralinen. Sie weiß, er liebt es, für sie zu sorgen und sie immer wieder zu überraschen. Sie fühlt sich steif, der Rücken schmerzt, ebenso wie der Po vom langen ruhigen Sitzen auf der harten Fensterbank. Die dünne Fleece-Decke mildert etwas die Härte und sorgt für Wärme. Er reicht ihr die Hand und hilft ihr, die tauben Glieder wieder zum Leben zu erwecken. Er massiert ihre Arme und Beine. Als sie dabei in sein strahlendes Gesicht blickt, weiß sie, dass sie alles richtig gemacht hat, noch bevor er mit ihr anstößt und sie lobt, wie stolz er auf sie sei. Der Sekt prickelt in der Nase, doch sie ist dankbar für jeden Schluck. Zwei Stunden durfte sie auch nichts trinken, geschweige denn auf die Toilette gehen. Ihre Blase schmerzt, lange kann sie es nicht mehr aufhalten, auch wenn sie in den letzten Jahren gelernt hat, diese Bedürfnisse zu kontrollieren und weit gehendst auf Kommando zu erledigen. Er sieht ihre Pein, nickt gönnerhaft. Dankbar schlägt sie die Augen nieder und huscht auf die Toilette. [..] Und dann ist alles plötzlich schwarz um sie herum. Katja spürt nicht, wie sie langsam von der Toilette rutscht und auf der Seite davor liegen bleibt. Nahezu lautlos öffnet die schlanke Gestalt die Zimmertür, wirft noch einmal einen Blick den Gang entlang. Sie ist alleine. Niemand wird sie stören. Rasch schlüpft sie in Latexhandschuhe und stülpt dünne Einwegtextil-Schuhe über die Straßenschuhe. Der große Wäschewagen ist randvoll gepackt, allerdings nicht mit Wäsche. Beide sind bewusstlos und unverletzt, so wie es geplant war. Nicht einmal die Sektgläser sind zu Bruch gegangen. Der Mann liegt bewegungslos vor dem großen Doppelbett auf der Seite. Das Glas ist ihm aus der Hand gefallen und liegt wenige Zentimeter entfernt auf dem Teppichboden. Ein rascher Griff an seinen Hals zeigt, dass er noch lebt. Die Menge war also genau richtig. Zunächst kümmert sich die Gestalt um die Frau. [..] Auch hier wird ihr Puls geprüft. Er ist schwächer und langsamer. Ihre Haut fühlt sich kalt und glitschig an. Das Öl, es glänzt und bereitet der Gestalt einige Mühe, sie mit den Latexhandschuhen an den Armen ins Zimmer zu ziehen. Die Suche dauert nur einen kurzen Moment, bis die Maske in einem großen Koffer gefunden ist. [..] Die Gestalt nickt zufrieden, fährt sich mit den schlanken Fingern über die schweißnasse Stirn und widmet sich nun dem Mann. [..] Das Bett ist rasch vorbereitet. Kopfkissen und die Zudecken landen auf dem Boden und das Laken wird geglättet. Anschließend verteilt die Gestalt fünf dünne, etwa einen halben Meter lange Röhren aus flexiblem Kunststoff, ähnlich den Sprossen einer Leiter genau in der Mitte des Bettes. Erst dann tauscht die Gestalt die Latexhandschuhe gegen feste Spezialhandschuhe. Sie sind mit einem dünnen Metallgewebe und Kevelaer verstärkt. Die Stücke hat sie bereits vorher abgemessen und kann sie nun problemlos durch die Röhren einfädeln. Die Gestalt tritt einige Schritte zurück und prüft das Arrangement. Zufrieden mit dem Werk widmet sie sich dem weiblichen Opfer. Die junge Frau ist überraschend leicht, wenn man sie in die Höhe hebt. [..] Geschafft. [..] Trotzdem empfindet die Gestalt kein Mitleid, für das, was sie gleich tun wird. Es muss getan werden. Daran besteht nicht der geringste Zweifel. Wer sündigt, der kann geläutert werden, doch wer sich sündig gegenüber anderen verhält, der muss dafür sühnen. Die Gestalt nickt und knetet das Kinn mit dem rauen Handschuh. Eigentlich ist es sogar gut, dass ihre Haut geölt ist. Es kann den nächsten Schritt erleichtern. Die Gestalt ist inzwischen hoch konzentriert, wirft einen prüfenden Blick auf den Mann. [..] Es folgt der schwierigste Teil. [..] Die Gestalt zieht den betäubten Mann ächzend in die Höhe. Obwohl er schlank ist, scheint er im Gegensatz zur Frau tonnenschwer zu sein. Klar, die Betäubung ist schuld. Aber die Frau war ebenso sediert und deutlich leichter. [... die blutigen Details lasse ich hier mal außen vor ...] Langsam gleitet der Blick über die beiden Sünder. Es wurde dafür gesorgt, dass sie nun bis in alle Ewigkeit ihren widerlichen Neigungen frönen, qualvoll eng aneinandergebunden. Die Seelen haben die Körper schon längst verlassen. [..] Nun fehlt nur noch die Botschaft. Ein kleiner Zettel aus echtem Büttenpapier. In der oberen rechten Ecke ist ein Tierkreiszeichen, das Symbol des Krebses zu sehen, eine quer liegende Neunundsechzig. Man wird die wenigen Worte daneben sicherlich verstehen und wissen, was sie zu bedeuten haben. Bevor die Gestalt das Zimmer verlässt, löscht sie das Licht auf der Toilette, schließt das Fenster [..] und schiebt die Gardinen zur Seite. Ein schmaler Sonnenstrahl fällt auf das Bett und erhellt genau den Kopf der Frau. Die Gestalt lächelt mit verklärtem Blick. Die Frau hat bereits ihren göttlichen Segen erhalten, der Mann wird ihr folgen. Wachsam öffnet die Gestalt die Zimmertür und lauscht. Alles ist still. Die Überschuhe werden rasch abgestreift und mit den Handschuhen in den Wäschewagen geworfen, bevor ein allerletzter Blick über das Bett gleitet und die Tür zugezogen wird. Das Quietschen einer Rolle ist noch eine Weile zu hören. Doch Enrico und Katja ist es egal. Sie sind bereits in einer anderen Welt. Ob sie besser ist? Wer weiß das schon? Die Gestalt glaubt, es zu wissen. |