Startseite Über mich (Elli) Die Story Kontakt Lauras Seite Inhalt
Die DetailsWissenswertesDie Pflicht
|
Alltägliches 2Also dieser Hans-Peter ist echt ein schnuckeliger Typ... Um 1:42 Uhr verließ ein weiterer Stammgast das Lokal, verabschiedete sich mit etwas schwerer Zunge und gab mir stolze 8 € Trinkgeld. Ich bedankte mich höflich und öffnete ihm die Tür. Er wohnte nur fünf Häuser entfernt, weshalb ich mir keine Sorgen wegen des Nachhausewegs machte. Gernot streckte den Kopf aus der Küche, als er die Tür hörte und wirkte erleichtert, dass es sich um keinen neuen Gast handelte. Ich winkte ihm zu, und gab ihm mit einer Geste zu verstehen, dass ich heute für ihn abschließen würde. Ich bemerkte das dankbare Lächeln in seinem erschöpft wirkenden Gesicht. Gernot brauchte die Ruhe dringender als ich. Mit einem Mal waren wir alleine, Hans-Peter und ich. Im Radio spielte schon längst das Nachtprogramm und ich freute mich einmal mehr, Gernot überzeugt zu haben, den gleichen Rocksender in der Kneipe zu spielen, den ich so gerne hörte. Unseren Kunden schien es zu gefallen, was Gernot anfangs sehr verwundert hatte. Gerade kamen Rock-Balladen. Ich summte leise zu dem Lied <When you came into my Life> von den Scorpions, als ich das letzte Weizen-Glas vom Abtropfbrett mit dem Geschirrtuch trocknete und ins oberste Regal stellte. Ich musste mich strecken, trotz meiner 1,78 m, doch ich wusste auch um die Reize meiner Rückansicht. Ohne es zu sehen, spürte ich Hans-Peters Blicke meinen schlanken Körper entlang gleiten. Sicherlich würden sie etwas länger auf dem Po und den langen Beinen verweilen, Attribute, die ich meiner Mutter verdanke. Sein hastiger Griff nach dem Glas und die aufgesetzte Unschuldsmiene bestätigte meine Vermutung, als ich mich wieder zu ihm umdrehte und ihm ein wissendes Lächeln schenkte. Ich fühlte ein verräterisches Kribbeln zwischen den Beinen, als ich ihn genauer betrachtete und die unterschwellige maskuline Art auf mich wirken ließ. Dabei wurde mir schlagartig bewusst, dass mein letztes Mal schon mehrere Wochen zurücklag. Ein heißer One-Night-Stand mit einem Gast auf der Durchreise. Also keine Gefahr für peinliche Szenen hinterher. Ob Gernot ahnte, dass ich durchaus gerne hier arbeitete, um mir Gesellschaft für zwischendurch zu angeln, weiß ich bis heute nicht. Wenn ja, lässt er sich nichts anmerken. Dass zwischen uns beiden nichts laufen würde, klärten wir bereits frühzeitig. Ich wusste, dass er füllige Blondinen mit großen Brüsten, breitem Gesäß und langen Haaren bevorzugte. Ich entsprach mit der schlanken Erscheinung, den dunklen, schulterlangen Haaren und der mittelmäßigen Bestückung so gar nicht seinem Beuteschema, was jedoch auf Gegenseitigkeit beruhte. Trotzdem fanden wir uns sympathisch und vertrauten einander. Es ging sogar so weit, dass er Probleme ausschließlich mit mir und nie mit meinen Kolleginnen besprach. Etwas, das mich durchaus stolz machte, auch wenn es mir bei den Kolleginnen kaum Pluspunkte einbrachte und jedes Mal spürbar den Neidfaktor erhöhte. Doch damit konnte ich gut leben. Hans-Peter befand sich mittlerweile in bester Plauderlaune, erzählte mir einige amüsante Geschichten aus der Schule und schwelgte in alten Urlaubserinnerungen mit seiner Frau und seiner Tochter. Diese hätte die Scheidung noch schlechter verkraftet, als seine Frau und er selbst. Eine Woche vor ihrem 18. Geburtstag packte Nicole heimlich ihre Koffer und war von heute auf morgen einfach spurlos verschwunden. Die Polizei bemühte sich, gab allerdings zu bedenken, dass sie inzwischen volljährig sei und das Recht hatte, zu tun, was sie wollte. Wie passend oder besser unpassend, dass in diesem Moment gerade Freddy Mercury Queens traurige Ballade <You Take My Breath away> trällerte. Ich musste fast heulen, als er mir mit stockender Stimme die Geschichte mit seiner Tochter erzählte. Ich weiß nicht, was mich geritten hatte, nach seiner Hand zu greifen und sie zu drücken. Er hob den Blick, schenkte mir ein dankbares Lächeln und erwiderte den Druck. Sofort kehrten die wohligen Gefühle zurück, die in letzter Zeit nur der Massagestab mit meinem Lieblingsaufsatz in mir hervorrief. Vielleicht hegte er ähnliche Gefühle und war einfach noch nicht bereit, als er verschämt die Hand zurückzog und errötete. Oh Gott, wie weit war es gekommen, dass ich es schaffte, Kerle zum Erröten zu bringen? Ich hatte jedenfalls nicht das Gefühl, dass ich außerhalb seines Beuteschemas lag. Dazu konnte ich die Blicke von Männern inzwischen zu gut deuten. Krampfhaft überlegte ich, ob ich es wagen sollte, den ersten Schritt zu tun. Eine unverfängliche Frage nach einem Date, einem Essen oder Kino. Er hatte mir euphorisch von einigen Gruselfilmen berichtet, die kürzlich erst in den Kinos gelaufen waren. Ich bot ihm noch einen Cocktail an, doch er lehnte dankbar ab und warf einen raschen Blick auf die Uhr über dem Tresen. Die Entscheidung nahm er mir ab. «Das wird mir zu spät. Aber ich würde mich gerne noch mal mit dir treffen, Elli.» Ich schaute ihm einen Moment hinterher, bevor ich mich anschickte, zurück in die Kneipe zu gehen. Ich fröstelte in der spärlichen Kleidung und sah gegenüber vereinzelte graue Nebelschwaden über die Wiese ziehen. Alles Schönreden half nichts. Der Sommer war endgültig vorbei und wurde gnadenlos vom Herbst abgelöst. Rasch holte ich die Schlüssel und sperrte die Vordertür ab. Kurz vor 3:00 Uhr, die verbliebenen paar Minuten schenkte ich mir. Die letzten drei Stunden sind wie im Flug vergangen. Ich prüfte die Fenster, schaltete Geräte und das Licht aus und lief in einen kleinen Aufenthaltsraum. Mit einem Blick auf dem Weg in die Küche vergewisserte ich mich, dass Gernot nichts vergessen hat. Nur gut, dass ich immer eine Jeans und einen Pullover zum Wechseln hier hatte, denn mit dem bisschen Stoff auf den Rippen hätte ich auf dem Fahrrad geschlottert, wie ein frisch gescherter Pudel am Nordpol. Ich musste grinsen bei dem Vergleich und konnte meine Freude auf die bevorstehende Verabredung mit Hans-Peter kaum zügeln. Ich trat in die Pedale und schaffte den Weg in acht Minuten. Obwohl ich mich verschwitzt fühlte, kam duschen nicht mehr in Frage. Ich erinnerte mich gerade noch daran, den Wecker auf kurz vor 8:00 Uhr zu stellen, bevor ich den BH auf den Wäschestapel warf und nur im Slip unter die Bettdecke schlüpfte. Oh Gott, wie lange ist es her, dass ich so heftig geflirtet habe... |